Die wichtigen Besonderheiten der ”Hamburger Schule” als Grundwissen im Überblick
1. Einleitung
Die ”Hamburger Schule” hat seit dem Ersten Weltkrieg ein komplexes System ge-schaffen, das einen völlig eigenen Zugang zur Astrologie bedeutet. Die wichtig-sten Eigenheiten in Radix-Erschließung und Prognose sollen hier im Überblick - und im Vergleich zur (revidierten) Klassischen Astrologie - dargestellt werden. Die Unterschiede auf einen Blick:
a. Arbeit mit acht zusätzlichen Wirkpunkten, den sogenannten ”Transneptunern” oder auch ”Transneptun-Planeten”.
b. Nutzung mehrerer paralleler Häusersysteme, vor allem in bezug auf die per-sönlichen Punkte im Radixhoroskop.
c. Arbeit mit Summen- und vor allem Halbsummenpunkten für die Radix-deutung.
d. Prognose vor allem mit Sonnenbogendirektionen (neben den klassischen Techniken der Sekundärdirektionen, der Transite und des Solarhoroskops) und hier ebenfalls Arbeit mit Halbsummenpunkten.
e. Für die Erschließung des Horoskops zumal für die Arbeit mit den verschiede-nen parallelen Häusersystemen, die graphische Darstellung von Halbsummen-punkten und von Sonnenbogendirektionen Entwurf völlig neuer Horoskopauf-risse mit Hilfe drehbarer Scheiben (360-Grad-Scheibe, 90-Grad-Scheibe).
Die ”Hamburger Schule” stellt durch ihre ausgefeilte Technik und durch die Ar-beit mit den acht zusätzlichen Transneptunern sehr viele Konstellationen zur Deutung bereit. Wesentlich ist die sorgfältige Auswahl zur Deutung, die Fest-stellung von Grundtendenzen, um überhaupt ”Schneisen in den Wald” zu schla-gen; wesentlich ist aber bei einer Detailuntersuchung auch die Berücksichtigung des reichen Materials. Die Eigenart der ”Hamburger Schule” macht es möglich, von vornherein viele Themen und Fragen am Horoskop untersuchen zu können. Darin liegt aber auch die Gefahr, daß von vornherein eine Gesamttendenz nicht mehr erkannt wird.
2. Die acht Transneptuner
Die Bahnen der Transneptuner verlaufen außerhalb der Pluto-Bahn. Sie werden ideal als kreisförmig gedacht. Die Transneptuner selbst gelten als feinstoffliche oder geistige Planeten. Sie heißen Transneptuner, weil zur Zeit ihrer Erschlie-ßung Pluto noch gar nicht entdeckt war. Man kann ihre Prinzipien als ins Große, Überindividuelle gewendete Deutungen der Planeten bis einschließlich Pluto verstehen. Man kann also die Grundmuster der klassischen Planetendeutungen durchaus wiedererkennen. Es gelten folgende Symbole, Namen, Abkürzungen, Umlaufzeiten (in Jahren) und Grunddeutungen:
Cupido CU 262,5 Familie, Ehe, Gesellschaft, Firma, Kunst
Synthese
Hades HA 360,7 Einsamkeit, Schmutz, Bosheit, Geheim-
nis, Mangel, Erschwernis, Kummer
Zeus ZE 455,6 Kreativität, Zeugung, Maschinen, ziel-
gerichtetes Tun, Führung, Feuer
Kronos KR 521,8 Autorität, Herrschaft, Staat, das Große,
Leiter, Selbständiger, Vorrang
Apollon AP 576 großer Erfolg, Ausdehnung, Erfahrung
Wissenschaft, Friede, Handel
Admetos AD 618 große Hemmung, Stillstand, Urstoff,
Trennung, Kreislauf, Verdichtung
Vulkanus VU 663 Macht, Energie, Gewalt, Einfluß, Stärke,
große massive Kraft
Poseidon PO 740 Geist, Erkenntnis, Weisheit, Erleuch-
tung, Idee, aber auch Illusion
3. Zur Orientierung bei den Horoskopaufrissen und den Scheiben
Die Konstruktion der 360- und 90-Grad-Scheiben führt auf ein ”bewegliches Horo-skop”. Im 360-Grad-Kreis wird der Widderpunkt als Orientierungspunkt stets mit eingezeichnet (rechts), aber sonst keinerlei Tierkreiszeichen. Indem man die Scheibe auf den Widderpunkt des Horoskops einstellt, lassen sich die Tierkreis-positionen der Faktoren auch anschaulich machen. Die 360-Grad-Scheibe dient aber auch der Darstellung der einzelnen Häusersysteme.
Im 90-Grad-Kreis werden in den Graden 0 - 30 die kardinalen, in den Graden 30 - 60 die fixen und in den Graden 60 - 90 die veränderlichen Zeichen und etwaige Planetenpositionen aufgezeigt. Der Widder-Punkt (der dementsprechend mit dem Krebspunkt ineins fällt, wird als Orientierungspunkt ”0” stets oben mit eingezeichnet. Eine Position in 15 Grad Krebs und eine weitere in 15 Grad Widder, Waage oder Steinbock stehen demnach am selben Ort. Die 90-Grad-Scheibe dient vor allem dem schnellen Auffinden von Halbsummenpunkten und von Direktionsbeziehungen.
4. Die Häuser in der ”Hamburger Schule”
Die Grundbedeutungen der Häuser in der ”Hamburger Schule” unterscheiden sich nicht von der klassischen Deutung. Doch die ”Hamburger Schule” arbeitet parallel mit mehreren Häuserkonstruktionen
Das wichtigste Häusersystem in der ”Hamburger Schule” sind die ”MC-Häuser”. Sie werden folgendermaßen berechnet: Das MC selbst bildet die Spitze des 10. MC-Hauses. Zur Sternzeit des MC werden 2 Stunden hinzuaddiert. Das zu dieser neuen Sternzeit gehörende MC bildet die Spitze des 11. MC-Hauses. Zur Sternzeit um 2 Stunden weiter gehört dasjenige MC, das die Spitze des 12. MC-Hauses bildet usw. Aufgrund der Ekliptikschiefe sind die so berechneten Häuser nicht völlig äqual, doch die Abweichung nach oben oder unten beträgt nur wenige Grade. Auf der 360-Grad-Scheibe wird das 10. Haus auf das jeweilige MC gestellt, und man kann dann auch mit den äqual auf der Scheibe eingetragenen Häusern in einer meist ausreichenden graphischen Darstellung die individuellen Posi-tionen der MC-Häuser bestimmen.
Die Spitze des 1. MC-Hauses fällt nicht notwendigerweise mit dem Aszendenten zusammen. Dieser wird als (in unseren Breiten) im 11., 12., 1. oder 2. MC-Haus be-findlich gedeutet. Eine Positionierung von Faktoren ”an der Spitze” eines technisch folgenden Hauses wird nur innerhalb eines sehr geringen Abstandes von 1 bis 2 Grad zur nächsten Häuserspitze berücksichtigt. - In der Deutung der Häuser nach der ”Hamburger Schule” zeigt sich bereits ein wichtiges Prinzip: Drei Elemente werden miteinander kombiniert statt, wie in der Klassik, nur zwei. Sonne im ersten Haus, und zwar MC-Haus. Das MC wird in der ”Hamburger Schule” als wichtigster Ich-Punkt im Horoskop gedeutet (AC bezieht sich auf den Gebore-nen in seinem Umfeld, den Geborenen und ”die anderen”). Sonne im 1. MC-Haus kann dann gedeutet werden: Ich in bezug auf mich selbst (MC) setze mich körperlich bzw. organisatorisch oder mental (Sonne) durch (1. Haus).
Alle übrigen Häuserkonstruktionen der ”Hamburger Schule” sind auf der Ekliptik äqual. Bei den Aszendenthäusern bildet der Aszendent selbst die Spitze des 1. Hauses, das MC ist dann ein eigener Punkt, der ins 8., 9., 10. oder 11. Aszendent-haus fällt und entsprechend gedeutet wird. Die Deutung der Aszendenthäuser geschieht ”in bezug auf die Umwelt” des Geborenen, in bezug auf die Menschen, die in seinem Nahbereich agieren und mit denen er im Austausch ist.
Die Sonnenhäuser - gedeutet in bezug auf die körperliche Konstitution des Ge-borenen - werden eingestellt, indem die Sonne selbst die Spitze des 4. Sonnen-hauses bildet. Die Mondhäuser - Mond selbst ist hier Spitze des 10. Mondhauses - werden im Blick auf seelische, psychische Belange des Geborenen gedeutet. Im weiblichen Horoskop treten auch körperliche Angelegenheiten mit hinzu.
Die parallelen Häusersysteme im Zusammenhang mit den vier persönlichen Punkten MC, AC, Sonne und Mond sind die gängigen Häuserkonstruktionen in der ”Hamburger Schule”. Es gelten noch die ”Mondknotenhäuser” (Mondknoten selbst bildet die Spitze des 1. Monknotenhauses, die Häuser werden in bezug auf die Beziehungs-, Verbindungs- und Kontaktfähigkeiten bzw. -möglichkeiten des Geborenen gedeutet. Seltener finden die ”Erdhäuser” (Waagepunkt als Spitze des ersten Erdhauses) und die übrigen ”Planetenhäuser” (jeweiliger Planet als Spitze des 4. Hauses) Anwendung.
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